#2 Stromnetzkapazitäten für die PV-Produktion
Datum: 31.08.2024 (31.08.2024)
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31.08.2024: Veröffentlichung
#2 | Zusammenfassung
In der Energiestrategie 2050 nimmt die Photovoltaik eine wichtige Rolle ein – nebst der Wasserkraft sogar die wichtigste Produktionsquelle für Strom. Produktion und Verbrauch sind jedoch nur ein Teil des Systems. Das Rückgrat zur Stromversorgung bildet das Stromnetz und ist vergleichbar mit den Blutbahnen im Körper, welche jede Stelle des Menschen mit den erforderlichen Nährstoffen versorgt.
Genau dieses Versorgungssystem wird oft heiss diskutiert, im Speziellen mit dem starken Ausbau der dezentralen Photovoltaik. In der ganzen Diskussion tauchen immer wieder Aussagen auf, die nur teilweise korrekt oder gar irrelevant sind. Eine häufige Aussage ist, dass unser Schweizer Stromnetz 35-50 GWp installierte PV-Leistung nicht aufnehmen kann, weil maximal 15 GW möglich sind. Oder unser Netz heute schon oft am Anschlag sei und wir dabei lediglich eine Maximallast von 10 GW haben. Diese Zahlen im gleichen Kontext zu verwenden, macht absolut keinen Sinn und führt uns nur auf einen Irrweg zur Lösungsfindung:
35-50 GWp installierte Leistung braucht idealerweise nur 25 GW Stromnetzkapazität für die Einspeisung– dies hängt mit der Technologie und dem Produktionsverhalten der Photovoltaik zusammen. Die Technik dazu ist bereits verbaut.
Man kann nicht von einer heutigen Maximallast in Höhe von 10 GW sprechen, während die Elektrifizierung in vollem Gange ist, und gleichzeitig auf der anderen Seite die PV-Leistung in den gewünschten Endzustand hochskalieren.
Der wohl grösste Verwendungsfehler liegt bei den 15 GW. Diese Zahl bezieht sich auf die Kapazität im Übertragungsnetz und nicht auf jene im Verteilnetz. Im Verteilnetz spielt sich die PV-Produktion und Verteilung ab, nicht im Übertragungsnetz.
Leider kommunizieren nicht nur die Gegner der Photovoltaik von horrenden Netzausbaukosten, sondern auch relevante Akteure der Strombranche wie die Grosskraftwerksbetreiber oder gar der Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen in einer regelrechten Kampagne gegen dezentrale private Kraftwerksbetreiber – so geschehen im August 2024.
Bisher gibt es keine Studie, welche wirklich aufzeigt, wie viel PV-Einspeiseleistung unser Schweizer Verteilnetz aufnehmen kann.
Eine vereinfachte Analyse in einem realen Verteilnetz zeigt schnell auf, dass die maximal bezogene Last, die Trafoleistungen und die Kapazität in den Stammleitungen weit auseinander liegen. Was die einfache Analyse nicht beachtet, sind die Spannungsanhebungen aufgrund der Einspeisungen. Diese Spannungsanhebungen kriegt man aber in den Griff, würden die Verteilnetzbetreiber die vorhandene und bereits installierte Technik nutzen lassen.
50 GWp und mehr installierte Photovoltaikleistung: bestimmt eine Herausforderung. Aber eine Herausforderung die sich mit intelligenter Technik und moderaten Kosten lösen lässt.