Netzkosten

Das Strommarktmodell entkoppelt den Energiehandel weitgehendst von der Physik, was funktioniert, solange das Angebot und die Nachfrage in ausreichender Menge und flexibel einsetzbar sind. Sobald aber in einem ein Mangel vorherrscht, wird aufgezeigt, worin der grösste Systemfehler im Strommarktmodell Schweiz und Europa liegt. Die heutige Gesetzeslage und das daraus resultierende Strommarktmodell vermitteln im Markt wie auch in der Öffentlichkeit ein falsches Bild. Überwiegend wird in den Medien dargestellt, aufgrund von Informationen aus Strombranche und Forschung, dass dezentrale Kraftwerke, im speziellen die Photovoltaik, deutlich teurer sind als bisherige zentrale Kraftwerke. Wenn Ökonomen lediglich die jetzige Gesetzeslage betrachten und die reale Physik ignorieren, dann stimmt diese Sichtweise. Wenn jedoch eine Kostenrechnung erstellt wird, welche die aktuelle Gesetzeslage und das aktuelle Marktmodell ausser Acht lassen würde, dann wird ersichtlich, dass dezentral produzierter Solarstrom beim Endkunden verkauft, genau gleich teuer ist wie der zentral produzierte Strom in der Schweiz. Strom aus ausländischen Kraftwerken, egal welche Technologie, egal welche Netzebene eingespeist, kommt in jedem Fall teurer beim Schweizer Endkunden an als der Solarstrom direkt vom Nachbarn. Provokant ausgedrückt heisst das, dass der Solarstrom vom Nachbarn den Transport von Kernkraft- und ausländischem Strom mitfinanziert. Leider weigerte oder ignorierte das Bundesamt für Energie BFE bisher, die Thematik gründlich zu untersuchen, obwohl seit 2013 regelmässig Hinweise und Aufforderungen dazu eingingen - seit 2018 auch aus namhaften Fachkreisen.

Nachfolgende Analogien beschreiben die Missstände bereits sehr deutlich. Die Argumentation und Herleitung dazu interessiert dich...dann habe etwas Geduld.

Netzkostentreiber

Weder Verteilnetzbetreiber noch die Swissgrid sind bereit, konkrete Zahlen zu veröffentlichen. Aus den Diskussionen heraus hat sich gezeigt, dass kein Akteur der Erste sein will.

Informelle Darstellung der Kostenverhältnisse im Stromnetzbau, basierend auf Aussagen der Netzbranche und mündlich bestätigt von einzelnen Akteuren.

Analogien

Analogie: leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe

Die stärkste Verzerrung im heutigen Strommarktmodell - die Missachtung der Transportdistanz - lässt sich gut mit der LSVA vergleichen:

Ein LKW transportiert eine Ladung innerhalb des Industriequartiers und bezahlt gleichviel LSVA, wie wenn die Ladung von St. Gallen nach Genf transportiert würde. Die LSVA innerhalb des Industriequartiers fällt sogar gleich hoch aus, wie für die Ladung von Helsinki(FIN) nach Neapel(ITA) oder Bukarest(ROU) nach Lissabon(PRT).

Analogie: Autobahnvignette

Die heute geltende Bruttoverrechnung bei den Netzentgelten zwischen Netzebenen (heutiges Gesetz) lässt sich mit der Autobahnvignette vergleichen:

Eine Person besitzt kein Auto und erledigt die Einkäufe mit dem Velo. Dieser Velofahrer muss nun auch eine Autobahnvignette kaufen, zum selben Preis wie die Autofahrer, obwohl dieser Velofahrer die Autobahn nie direkt benützen wird.

Wichtig: Ein kleiner Teilbetrag der Autobahnvignette (z.B. 5-10%) ist berechtigt, da diese Person von der Autobahn profitiert, falls der Krankenwagen, die Feuerwehr oder die Polizei aufgrund dieser Person die Autobahn benützt um schneller am Ort des Geschehens zu sein.

Analogie: Lohnzahlungen

Um besser greifbar zu machen, was die Missachtung der Transportdistanz nur im Raum Schweiz für Auswirkungen hat, wird es auf Lohnzahlungen übertragen:

In der Branche Gastgewerbe und Beherbergung arbeiteten 2018 in der Schweiz 4.9% aller Erwerbstätigen. Bei der monatlichen Lohnzahlung auf deren Konto werden automatisch 25% abgezogen. Die Gelder werden dazu verwendet, um die Krankenkasse zu vergünstigen. Die restlichen 95% der Erwerbstätigen sind sich nicht bewusst, dass die Lohnanteile aus Gastgewerbe und Beherbergung die Prämien ihrer Krankenkassengebühr vergünstigen. Im Gegenteil: in den Medien, in der Politik und ein Grossteil der restlichen Erwerbstätigen glauben, dass sich die 4,9% Arbeitnehmer auf Kosten aller Anderen bereichern.